Weg mit der Bruchbude!

Windows XP gleicht einem Haus, bei dem fiese Zeitgenossen oft und gerne die Fensterscheiben einwerfen. Mal nur aus Spaß, mal um das Haus leer zu räumen. Einmal im Monat rückt ein Glasertrupp der Firma Fenster Aktuell an, um die Schäden zu beseitigen und bessere, angeblich bruchfestere Gläser einzubauen.

Außerdem stehen täglich hochmotivierte Glasreiniger bereit, um die Scheiben schön sauber zu halten. Diese Firmen bringen als zusätzlichen Service sogar einen Sicherheitsdienst mit, der ums Haus patrouilliert und Einbrecher verjagt, die sich an Türen oder Fenstern zu schaffen machen.

Nach dem 8. April dieses Jahres wird es keine neuen Verglasungen mehr geben – Fenster Aktuell stellt den Dienst ein. Die verbleibenden, mehr oder weniger kaputten Fensterscheiben werden aber weiterhin geputzt und auch der Wachdienst dreht weiter seine Runden.

Nahezu alle Anbieter von Antivirensoftware haben angekündigt, ihre Programme auf Windows XP nach April 2014 weiter mit Signaturen zu versorgen. Das klingt erst einmal erfreulich. Obwohl das Haus, pardon, Betriebssystem rapide verfällt, patrouillieren Virenwächter mit aktuellen Signaturen weiter im System und versuchen, Verschmutzungen zu beseitigen. Das geschieht nicht aus Mitgefühl für hartgesottene XPler, sondern aus dem rein wirtschaftlichen Interesse an deren Geld.

Die Hersteller befeuern mit diesem Verhalten eine gefährliche Fehleinschätzung, nämlich dass der Betrieb eines Windows-XP-Rechners sicher sei, weil auf dem System ein aktueller Virenwächter läuft. Bloß: Wenn das Produkt auf einem Betriebssystem mit Löchern läuft, die nie mehr geflickt werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Schadsoftware bequem am Virenwächter vorbeispaziert.

Das sagen die Firmen auch selbst: Fortgesetzte Signatur-Updates allein bieten keine Sicherheitsgarantie und man könne schon gar nicht Microsofts Job übernehmen, Löcher im Betriebssystem zu stopfen.

Bitte tun Sie sich und anderen deshalb den Gefallen und reißen Sie das marode Haus ab. Niemand möchte seine Wertsachen in einer Ruine aufbewahren, Wachdienst hin oder her.

Und selbst wenn Sie nichts zu verlieren haben: Sie wollen auch nicht, dass Terroristen aus Ihrem Haus auf die Nachbarschaft feuern.

Neue und viel sicherere Fertighäuser gibts zum Beispiel von Microsoft in verschiedenen Variationen oder Sie wählen einen kostenlosen Hochsicherheitstrakt mit moderner Linux-Architektur.

Es gibt ein Leben ohne Windows XP.

Quelle: c’t, Ausgabe 3/14, Seite 3; Autor: Jan Schüßler